Mittwoch, 16. November 2011

Paraguay

Obdachlose am Plaza de Uruguay in Asuncion












































oben und Foto links: Szenen aus















Asuncion... den Hund habe ich beneidet, das Beste was man bei der Mittagshitze machen kann!























oben: Jesuiten-Ruinen in Trinidad


























ein normaler Buergersteig in Ciudad del Este



























direkte Grenze zwischen Haben und Nicht-Haben: am Rio Parana in Encarnacion, mit Blick auf Argentinien (rechts)










am Busbahnhof in Iguazu: links ab nach Paraguay















Es gibt Reisefuehrer bzw Reiseberichte, die geben einem Leser den Eindruck, als ob wahrend eines langen Trips dauernd was Tolles passiert und jeder Tag aufregend ohne Ende ist. Natuerlich ist das Unsinn. Und es gibt auch Laender, die es zwar wert sind sie zu bereisen, weil sie so unbekannt und anders sind, aber viel Schoenes bieten sie nicht. So ist Paraguay.




Am letzten Donnerstag kam ich von Puerto Iguazu in Argentinien nach Ciudad del Este, und schon hundert Meter nach der Grenze begann das Chaos. Ciudad del Este ist ein beliebter Schmuggler-Grenzuebergang fuer Kokain aus Bolivien und Peru in Richtung Argentinien und Brasilien, ausserdem gibt es dort einen zollfreien Markt mit Klamotten und Nippes. Deswegen war ich anfangs unter Strom, ueberall Menschen, viele arme Kinder und eben viele bewaffnete Soldaten auf Streife. Aber nach und nach ging mir auf, dass es trotz allem Chaos nicht gefaehrlich ist, jedenfalls nicht auffallend.





Ich blieb die erste Nacht in einem guenstigen Hotel und kaufte ein Busticket nach Sueden, in Paraguays schoenste Stadt Encarnacion. Der Bus sollte am Freitag um 6.30 fahren. Ich kaempfte mich also morgens um 5 aus den Federn, um rechtzeitig am Busbahnhof zu sein. Um 6.40 immer noch kein Bus des entsprechenden Unternehmens in Sicht. Auf einmal tippt mir jemand auf die Schulter: "En autobus a Encarnacion?" "Si..." "Tengu problemas con bus..." Aha. Und nimmt mein Ticket und gibt mir das gesamte Geld zurueck. Da stand ich nun, das ging ja gut los. Aber im Chaos muss man den Leuten hier eins lassen: die organisieren dann halt um. Und so bekamen ich und alle anderen, die auf den kaputten Bus gehofft hatten, fuer den gleichen Preis ein Ticket fuer 7 Uhr, nur mit einer anderen Busgesellschaft. Die Fahrt dauerte zwar nicht so lange, sechs Stunden. Aber es war sofort auffallend, wie viel schlechter die Strassen und Busse im Gegensatz zu Argentinien sind. Aber das habe ich ja auch in etwa so erwartet.





In Encarnacion angekommen und in einem anderen guenstigen Hotel eingecheckt, da es kein einziges Hostel gibt, fiel mir auf, dass ich weder in Ciudad del Este noch in der neuen Stadt auch nur einen Auslaender gesehen hatte. Nicht einmal jemanden aus dem angrenzenden Ausland. Das war unheimlich. Als ich Backpackern in Iguazu von meinen Plaenen berichtete, sagten sie, ich solle nicht nach Paraguay, "da gibt es doch nichts." Aber gerade das macht es ja aufregend, etwas ausserhalb der gaengigen Reiserouten zu sehen.





Encarnacion war ganz huebsch, aber zu Sehen gab es nur Etwas 20 km ausserhalb. Am Samstag fuhr ich bei leichtem Regen (ansonsten hatte es bislang jeden Tag mindestens 30 Grad) nach Trinidad, um die dortigen von der UNESCO ausgezeichneten Jesuiten-Ruinen zu sehen. Toller als die Ruinen war die Landschaft drum rum, die Kuehe, die Bauern. Das war aufregend. Was ausserdem in Encarnacion auffiel, war der Gegensatz zwischen "erster" Welt in Argentinien und "zweiter" oder gar "dritter" Welt in Paraguay. Die Stadt liegt am Rio Parana, gegenueber liegt eine argentinische Stadt. Am Flussufer fiel der Gegensatz sofort ins Auge, irgendwie unheimlich. Siehe Fotos...






Am Sonntag musste ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft meinem Magen Tribut zollen, vielleicht war eine der Empanadas von der Busfahrt nicht so gut. Jedenfalls tat ich nichts, bis ich am Montag weiter in die Hauptstadt fuhr, nach Asuncion. Hier bin ich nun in einem von zwei Hostels in der ganzen Stadt, u das obowohl es 2 Millionen Einwohner gibt. Es ist keine schoene Stadt, es ist dreckig, laut und ich habe noch nie so viele Kakerlaken in Naehe von Abfalltueten gesehen. Aber es ist auch nicht gefaehrlich, jedenfalls fuehlt es sich nicht so an. Wirklich was zu sehen gibt es auch hier wenig, die Kathedrale ist interessant. Dafuer ist das Hostel gut, gefuehrt von zwei Bruedern, Rodrigo und Nelson. Ausserdem traf ich wieder mal einen englischen Backpacker, Robin, der seit 11 Monaten durch die Welt reist, angefangen in Indien und hier geendet. In zwei Wochen muss er zurueck. Und in meinem Sechs-Bett-Zimmer ist ein Italiener aus Palermo. Ich bin mir zu 90 % sicher, dass er Verbindungen zur Cosa Nostra hatte, so wie er aussieht und jeden Morgen im Bett den Rosenkranz mit boesem Blick betet. Aber er ist nett, gestern Abend spielte Paraguay in der WM-Quali fuer 2014 gegen Chile und verlor 0-2. Wir sahen das Spiel auf der Terrasse vom Hostel mit vielen Leuten, dazu eine gute Pizza und das hiesige Bier "Pilsen".



Da Paraguay nun aber wirklich nicht viel Aufregendes zu bieten hat, werde ich morgen Abend, am Donnerstag, in den naechsten Bus steigen. Dieser faehrt dann durch den wilden Chaco, eine Steppenregion zwischen Paraguay und Bolivien und kommt, wenn alles klappt, nach etwa 24 Stunden am Freitagabend in Santa Cruz, in Bolivien, an. Von dort werde ich dann langsam Richtung Suedwesten, in die Anden, reisen, um endlich die Salzwueste "Salar de Uyuni" zu besuchen, von der ich nur Gutes gehoert und gesehen habe. Es wird also dann wieder etwas spannender.



Die letzte Woche war einfach nur anstrengend. Wenn man sich selbst wenigstens mit etwas Tollem, das es zu sehen gibt, belohnen kann, dann geht es. Aber ohne das war es einfach nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die Andenlaender. Trotzdem bereue ich es nicht, es war irgendwie eine lohnenswerte Erfahrung und gut zur Eingewoehnung an das Chaos und die Armut, die in den naechsten Wochen im "richtigen" Lateinamerika auf mich zukommen.



Beim naechsten Mal melde ich mich dann aus Bolivien. Lasst euch von der Kaelte in der Heimat nicht stoeren.

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