Dienstag, 8. November 2011

Ein Versuch zu Beschreiben...














Du wachst morgens auf und bist aufgeregt. Vorfreude und zu wenig schlaf, das ist kein gutes Paar. Du gehst fruehstuecken und dann zur Bushaltestelle. Verdammt, ist das heiss. Schon jetzt. Dabei ist es 8 uhr morgens. Du faehrst zu den Wasserfaellen, von denen du schon so viel gehoert hast.

In deinem Kopf hast du Bilder, deine Fantasie malt zu bunt. Sie uebertreibt. Du bereitest dich darauf vor, etwas Tolles zu erwarten. Aber nicht so toll wie in deinem Kopf. Die Realitaet kann nicht mit dem Traum mithalten, den du seit Monaten von diesem Ort im Hinterkopf traegst.

Du kommst an und bezahlst, gehst durch echten Regenwald. Du siehst Tausende von Schmetterlingen. Aras und Kondore kreisen in der Luft. Es klingt nach Dschungel, es ist Dschungel. Du hoerst einen schrillen Schrei, ein kleiner Affe springt von Baum zu Baum. Von weit her ein Rauschen, Donnern, das immer lauter wird. Du siehst eine Schlange, viele Eidechsen, Leguane, Ameisenbaeren und frei lebende Riesenschildkroeten. Schon das ist mehr als du jemals sahst.

Du biegst um die naechsten Kurven. Nicht zu viel erwarten! Der Fantasie keine Chance lassen. Und dann verstummt alles in dir drin. Alles was du siehst, hoerst und fuehlst, weil du nass wirst, ist nicht deine Fantasie. Es ist besser. Niemand haette genug Fantasie gehabt, um sich so viel Schoenheit an einem Ort auszudenken. Die Natur kann mehr als die menschliche Fantasie, sie hat nicht geplant. Einfach gemacht, und sie macht weiter...

Du stehst da, wirst nass. Beginnst zu Lachen. Du bekommst Gaensehaut und fuer den ersten Moment, in dem du es siehst, existierst du nur fuer ein paar Atemzuege. Alles andere weg aus dem Kopf, nur sehen. Keine Gedanken, nur hier und jetzt. Nur staunen, dass es sowas WIRKLICH gibt.Und du hast sie laengst gesehen, irgendwas in deinen Genen kennt diese vielen Wasserfaelle, hat sie gespeichert. Irgendwo in deiner DNA. Nicht als Bild, sondern als Gefuehl. Als irgendwas, das trotz dem Rauschen und dem Krach Ruhe ausstrahlt.

Nicht zu ertragen, was ich hier schreibe, ich weiss...

Das Problem ist... das kann niemand nachempfinden. Die Fotos und die kurzen Videos werden all dem nicht gerecht, sie zeigen nicht die Dimension u nicht die hunderte Voegel, die durch die Gischt u durch die Regenboegen rasen. Sie zeigen nicht die Dimension, alles in allem sind es mehr als zwanzig Wasserfaelle, die ueber Brasilien auf der linken und Argentinien auf der rechten Seite in die Tiefe stuerzen. Das, meine Lieben, sind die Iguazu-Wasserfaelle.

Wenn ihr nur noch einen Ort in eurem Leben besuchen duerftet, bevor es vorbei ist, kommt hier her. Danach kann noch mehr kommen. Und es wird. Aber nichts, das euch so ueberwaeltigt!


Morgen (Donnerstag) werde ich Argentinien verlassen und nach Ciudad del Este in Paraguay weiter fahren. Ab jetzt wird es deutlich haerter, nach Paraguay kommen Bolivien und Peru, diese Laender sind die aermsten Laender in ganz Suedamerika. Aber ich bin trotzdem gespannt auf neue Erlebnisse...


PS: (ich glaube, das Foto in der Kopfzeile ganz oben im Blog ist das beste Foto, das ich je von irgend etwas in der Natur gemacht habe)

1 Kommentar: