Dienstag, 17. Januar 2012

Angekommen in Chile
























































































Hallo alle zusammen...

Nach dem Sandspielplatz in Huacachina fuhr ich gegen Ende der letzten Woche weiter nach Sueden, nach Nazca. Die Stadt selbst ist ein uninteressantes Wuestennest, das aehnlich wie Pisco weiter noerdlich sehr unter dem Erdbeben von vor vier Jahren gelitten hat.




Aber in der Naehe, 30 km noerdlich, befinden sich die Nazca Linien. Entdeckt wurden die Nazca-Linien erst in den 1920er Jahren, als die ersten kommerziellen Fluglinien über die Nazca-Wüste flogen und Passagiere die Linien ausmachten. Entstanden sind die Bilder durch Entfernung der oberen Gesteinsschicht, die von Wuestenlack überzogen ist. Bis heute bleiben die Linien ein grosses archaeologisches Streitthema, weil niemand genau weiss, warum die "Ureinwohner" dieser Wueste solche Linien mit verschiedenen Formen in den Boden "malten". Sie bilden u.a. einen Affen, zwei Haende, einen Kolibri und auch einen Astronauten, jedenfalls sieht der Mann mit Helm wie ein solcher aus. In Indiana Jones Teil 4 fuehren die Linien jedenfalls zu einem Kristallschaedel... nun ja.


Am letzten Samstag bestieg ich mit einer peruanischen Familie im Urlaub ein Kleinflugzeug, und fuer 35 Minuten flogen wie sehr tief und schief ueber die verschiedenen Muster. Das eine Foto aus dem Flugzeug oben zeigt dabei hoffentlich, wie sehr die peruanischen Piloten mehr als Kaeptn Balu als an "serioese" Piloten in unserem Verstaendnis erinnern. Fenster offen, runter gucken, Hand raushalten. Kein Problem. Es war alles in allem ein merkwuerdiges, aber auch lohnenswertes Erlebnis. Trotz aller Mystik und ihrer beeindruckenden Groesse liessen mich die Linien allerdings im Vergleich zu anderen bisher gesehenen Natur- und Kulturwundern in Suedamerika ziemlich kalt.



Samstagnacht folgte dann eine lange, sehr lange Busfahrt nach Sueden. Erst Sonntagmittag um 14 Uhr kamen wir in Tasca, in der Naehe zur chilenischen Grenze, an. Dort stieg ich sofort weiter um, in ein Taxi nach Chile. Der Fahrer versuchte natuerlich, moeglichst viel Geld pro Fahrt zu verdienen und quetschte uns zu dritt hinten rein, wobei das peruanische Ehepaar neben mir an die Wildecker Herzbuben erinnerte. Gut, dass ich so schmal bin...



In Chile angekommen war meine erste Stadt fuer zwei Tage Arica, hoch im Norden des 4.300 km langen Landes. Und schon hier bestaetigten sich meine Hoffnungen: Chile ist sowas von einfacher, angenehmer und sauberer als alle drei Laender in den letzten neun Wochen. Es erinnert mehr an Suedeuropa, d.h. im Vergleich zu Deutschland oder den USA ist es auch hier chaotisch und ein wenig "wirr". Aber von allen Laendern, die ich hier bislang bereist habe, ist es zusammen mit Uruguay und Argentinien das angenehmste. Ja, ich weiss, das klingt alles sehr nach Pauschal-Touristen Sehnsucht, aber nach neun Wochen in Dritte-Welt-Laendern ist es einfach toll, durch eine Strasse zu gehen und sich nicht dauernd zu sorgen, ob es jemand auf den Rucksack abgesehen hat oder alle dreissig Sekunden um Geld befragt und bebettelt zu werden.




Ueberhaupt habe ich ein wenig den Blues. Nach inzwischen dreizehn Wochen unterwegs zeigen sich leichte Ermuedungserscheinungen, z.B. jeden Backpacker, den man trifft, mit den gleichen Fragen anzuquatschen. Und ich spuere einen wichtigen Unterschied zu Australien: ich bin vier Jahre aelter. Das mag laecherlich klingen, aber mit 22 oder 23 geht man das alles noch viel lockerer, oder sagen wir mal sorgloser an, als ich das heute tue. Ich bin nicht mehr jeden Abend mit Leuten im Hostel in einer Bar oder sonstwo unterwegs, sondern will vor allem was Sehen. Komisch, wie sehr mir dieser Unterschied inzwischen auffaellt. Aber dieses kurze psychische Tief geht bestimmt auch vorueber, Chile gefaellt mir naemlich bislang extrem gut.




Arica selbst bot einen ersten von vielen langen Straenden, die auf Grund des Humboldt-Stroms und der daher kalten, rauhen See mehr zum Surfen als zum Baden geeignet sind. Dennoch genoss ich die ersten zwei Sonnenuntergaenge am chilenischen Pazifik.

Ich werde zwangslauefig ziemlich viel Zeit in diesem Land verbringen, da ich es komplett der Laenge nach durchreisen will. Am Dienstag fuhr ich per Bus die ersten 350 Kilometer weiter nach Sueden, nach Iquique. Dort bin ich nun angekommen, es ist Tourismus-Hochsaison, da Chile mitten in den Sommerferien steckt. Das laesst alles sehr ueberfuellt wirken und ich bin mir sicher, dass auch dadurch die Preise hier auf deutschem Niveau liegen, was nach Peru und besonders Bolivien eine erhebliche Umstellung ist. Der Fall des Euro-Kurses ist fuer mich unterwegs besonders zu spueren: vor einem Jahr gab es fuer 1 Euro noch 840 Pesos, heute sind es 640... Aergerlich!

Und eine weiter chilenische Besonderheit faellt mir auf: deutsche Einfluesse. Sie sind zwar im Sueden, vor allem in Patagonien angeblich noch groesser, doch auch hier habe ich bereits eine deutsche "Panaderia" (Baeckerei) entdeckt, Name: "Oma s Eck". Aber die Sonne scheint, der blaue Pazifik liegt vor der Stadt und morgen werde ich etwas sehr aufregendes tun, zum ersten Mal: einen Tandemflug im Paragliding. Das kann was werden...




Noch eine kurze Info: da Chile eine Sommerzeit benutzt, bin ich nun 2 Stunden vor Peru, also nur noch vier Stunden hinter Deutschland. Genau so wird es auch bleiben, Argentinien benutzt die gleiche Zeit.


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