Samstag, 4. Februar 2012

Los Lagos a Bariloche (Argentina)
























































Hola ihr alle,

nach den anstrengenden Tagen mit Arg war ich letzten Dienstag ganz erleichtert, als ich ohne ihn in den Bus stieg. In einer langen Fahrt ging es ueber Nacht insgesamt 1.340 Kilometer weiter nach Sueden. Am naechsten Morgen um 8 Uhr kamen wir in Puerto Montt an.

Puerto Montt ist so etwas wie die letzte Bastion des bewohnten Chile. Weiter suedlich gibt es nur noch eine einzige Strasse, wobei diese nicht durchgehend asphaltiert, sondern groesstenteils geschottert angelegt wurde: die Carretera Austral. Die Kleinstadt Puerto Montt bietet nicht sehr viel, aber bereits hier zeichneten sich die ersten klimatischen Anzeichen Patagoniens ab. Leichter Nieselregen und 18 Grad, nach Santiago und Valparaiso war das eine heftige Umstellung. Fuer alle Chilenen, die suedlicher leben, heisst es bei Fahrten hier her immer noch "Wir fahren nach Chile." So weit weg leben sie vom Rest der Welt.

Bereits am naechsten Tag nahm ich den naechsten Bus, nach Osten und hinein nach Argentinien. Seit Anfang November, als ich nach Paraguay hinein fuhr, war ich nicht mehr im Land. Und mein Ziel, Bariloche, hielt was es laut Geruechten und Infos anderer Traveller verspricht. Bariloche ist Ausgangspunkt und Zentrum des Nationalpark Nahuel Huapi. Dieser Park bietet viele in allen Blautoenen erstrahlende Hoehenseen und Berge bis zu 2.500 Metern Hoehe. Im Winter ist es Argentiniens Wintersportmekka Nummer eins, im Sommer kommen Wanderer, Kayakfahrer, Angler und ich. Erinnerungen an vorherige Trips in Kanada und der Schweiz wurden wach.

Am Freitag in aller Frueh machte ich mich auf den Weg, um die Wildnis zu erkunden. Insgesamt wanderte ich etwa vierzehn Kilometer durch den Westabschnitt des Parks. Bereits am zweiten See nahm ich ein kuehles Bad. Ich glaube ich habe in der Natur noch nie so sauberes und klares Wasser gesehen. Es war extrem kalt, aber die Abkuehlung zeichnete sich spaeter ab dem Mittag noch aus. Es wurde heisser als ich erwartet hatte, fast 30 Grad. Der Norden Patagoniens ist klimatisch also noch kontinental und weniger extrem als weiter in Richtung Feuerland. Die zahlreichen Nadelwaelder boten aber doch noch etwas Abkuehlung. Teilweise kam ich mir vor, als sei ich der einzige Mensch innerhalb von hundert Kilometern. Keine Motorengeraeusche oder Stimmen, nur das Rauschen der Baeume. Vogelzwitschern hier und da. Und alle paar Kilometer blitzte durch den dichten Wald einer der zahlreichen Seen hindurch. Fantastisch...





Am Nachmittag wurde es merklich voller und die Wanderwege wurden nun von Familien besetzt, auch Mountainbiker waren unterwegs. Da ich dem Trubel entgehen wollte bog ich rechts auf einen Schotterweg ab. Und hier kam ich zu einer Estancia, einer klassischen argentinischen Gaucho-Farm. Und wer begegnete mir? Ein alter Mann um die siebzig, mit drei Hunden und einem weissen Pferd. Er oeffnete gerade ein Holztor, trat mit den Tieren auf die Weide, schwang sich in den Sattel und trabte davon. Mein erster richtiger Gaucho auf der Reise, und hoffentlich nicht der Letzte. Wenig spaeter erreichte ich die Ortschaft Colonia Suiza. Tatsaechlich wurde der Ort Anfang des 20. Jahrhunderts hauptsaechlich von Auswanderern aus den Alpen besiedelt. Was es hier heute gibt, ist Schokolade von Weltklasse-Format. Ueberzuckert und muede fuhr ich abends per Nahverkehrsbus zurueck nach Bariloche.

Die Stadt bietet neben der Lage besonders eins: Essen. Die Pizza und Pasta sind so gut wie in Italien, das Eis ebenso. Die Schokolade so gut wie in der Schweiz. Und die Steaks? Am Abend ass ich mein drittes in Argentinien, und ja, alle Geruechte sind wahr: Argentinien bietet das beste und leckerste Rindfleisch der Welt. Es ist einfach anders, und einfach besser als in Europa oder sonstwo. Was auch immer sie tun um das zu schaffen, sie tun das Richtige.

Abends im Hostel merkte ich, das hier fast nur Argentinier wohnen. Aber dann traf ich noch Jeanette aus Paris. Ausser meine Franzoesisch Kenntnisse aufzufrischen lernten wir dann auch noch die Qualitaeten des argentinischen Rotweins kennen. Nach Monaten, in denen ich fast nur von Pollo con Arroz (Huehnchen und Reis) gelebt habe, tut es gut wieder richtig gutes Essen und Trinken auf den Tisch zu bekommen.

Heute, am Samstag, ging es dann per Skilift auf den Cerro Otto. Von diesem 1.400 Meter hohen Berg in der Naehe von Bariloche bot sich mir ein toller Blick auf den Nationalpark. Egal, wie oft ich waehrend der Reise denke "nein, das laesst sich nicht mehr toppen oder erreichen". Suedamerika bemueht sich erfolgreich, mich eines Bessere zu belehren. Atemberaubende Natur. Drei Stunden wanderte ich durch die Waelder auf dem Berg. Zusammen mit Pablo aus Buenos Aires ging es dann zurueck zum Hostel.

Gerade schauen wir Barca gg Sociedad und nachher werde ich die hiesige Pizza probieren. Morgen fahre ich dann, ihr ahnt es schon, Bus. (Busfahrten in Suedamerika werden irgendwann ein eigenes Kapitel bekommen, das haben sie bei der blossen Menge verdient)

Es geht nach Sueden. Von nun an gibt es ein ultimatives Ziel vor Augen: Ushuaia, die suedlichste Ortschaft der Welt. Auf Feuerland, nur noch von zerkluefteten Inseln und Kap Horn umgeben. Weiter suedlich gibt es dann die Antarktis, mehr nicht. Aber bis es soweit ist wartet noch ein langer Weg. Morgen geht es zunaechst nach El Bolson. Dort moechte ich einen Tag die dortige Hippie-Kommune besuchen, wo das Gras gut und guenstig und die Leute entspannt wie in Amsterdam sein sollen. Am Montag dann weiter gen Suedwesten, wieder nach Chile hinein. Und dann folgt wohl einer der aufregendsten Abschnitte der ganzen Reise. Ich plane, per Anhalter die Carretera Austral soweit es geht nach Sueden zu trampen. Viele Traveller versuchen es und es soll angeblich nicht sehr schwierig sein. Busse befahren die Strecke nicht, sie ist zu rau!




Die Landschaft dort zaehlt zu den spannendsten und unerschlossensten der Welt: Gletscher, Fjorde, Bergseen, Pampa... es wird auf jeden Fall abenteuerlich!

Wuenscht mir Erfolg...

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